Kultur- und Bildungszentrum

Das Nürnberger Haus beruht auf der Städtepartnerschaft zwischen dem deutschen Nürnberg und dem ukrainischen Charkiw.
Es ist ein deutsch-ukrainisches Kultur- und Bildungszentrum in Charkiw mit einem vom Goethe-Institut akkreditierten Sprachlernzentrum.
Gleichzeitig ist es Begegnungsstätte für alle an Deutschland interessierten Charkiwer Bürgerinnen und Bürger.
Die Einrichtung besteht seit 1995.

Möchten Sie Deutsch interessant, effizient und dynamisch lernen, erfolgreich kommunizieren und Prüfungen ablegen?
Der Unterricht wird von erfahrenen Lehrkräften mit Einsatz von modernen kommunikativen Methoden, authentischen Lehrmaterialien und -mitteln erteilt.

Archive

Über alles  in der Welt.

Vorwort

Es war einmal eine Deutschlehrerin. Sie war sehr fleißig und bereitete sich immer gut auf ihren Unterricht vor. Eines Tages wollte sie mit ihren Kursteilnehmern und Kursteilnehmerinnen über „tierische Intelligenz“ sprechen und suchte dazu neue Fabeln im Netz als Zusatzmaterial. Nichts konnte sie finden. Da kam sie mit gesenktem Kopf in den Unterricht was die Studenten überraschte, denn üblicherweise war sie immer sehr positiv gestimmt. So fragten sie, was geschehen sei. Sie teilte ihnen mit, dass es heute wohl nicht sehr spannend im Unterricht würde, weil sie keine „Fabeln im neuen Kleid“ finden konnte. Ohne lange zu überlegen, schlug die Klasse vor, eigene Texte zu schreiben. So entstand daraus ein Projekt, auf das man richtig stolz sein kann. Viele Menschen aus der ganzen Ukraine haben Tag und Nacht ausprobiert, wie man Fabeln richtig schreibt. Danach haben sie an den Texten und Bildern weitergearbeitet.
So entstanden schöne Bilder und gute Texte. Doch es war damit immer noch keine Broschüre. Da bat die Lehrerin das Goethe-Institut Kiew um Hilfe. Und die Hilfe war zur Stelle! Nun kann diese Broschüre diese selbst geschriebenen Fabeln von heute dem Leser vorstellen.
Moral: Man muss guten Willen und gute Partner haben.

Viel Spaß beim Lesen!!!

Die Stimmgabel und die Stimme

Die Stimme hat einmal gesagt: „Wofür brauche ich dich, du, kleine Stimmgabel? Ich kann selber die schönsten Melodien singen und alles Geld von unseren Gästen bekommen. Der Beifall ist nur mir gewidmet, für mich sind die Musikstücke geschrieben und Instrumente halten es für eine Ehre, mich zu begleiten.“
Die alte Stimmgabel hat aber geantwortet: „Als ich noch deinem Großvater gehörte, benutzte er mich, um klarer zu werden und bereits von Anfang an die ganze Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seitdem diene ich drei Generationen von Stimmen und fordere keine Aufmerksamkeit für mich, ich helfe nur!“
Man muss Rücksicht auf diejenigen nehmen, die einen unterstützen!

Maryna Rudik


Drei Stifte

Auf dem Tisch lagen einmal drei Stifte: ein schlichter Bleistift, ein teurer Kuli und ein bunter Filzstift: Alle nicht neu.
Da sprach der Filzstift plötzlich: „Wisst ihr was, ich bin unter allen Stiften der bedeutendste, weil ich Schlüsselwörter markiere. Das ist doch das Wichtigste, oder?“
Ihm erwiderte aber der Kuli: „Bevor du was markierst, muss es ja mit meiner Hilfe geschrieben werden. So stehe ich dir gar nicht nach! Und ich bezweifle, dass eben du der Wichtigste hier bist!“
Der alte schlichte Bleistift lag sprachlos auf dem Tisch, bis er von der kleinen Kinderhand genommen wurde, und mit ein paar Strichen entstanden auf dem Albumblatt ein Häuschen, ein Häslein und komische Blumen, die um das Haus herum aufblühen.
Da verstanden die Stifte auf einmal, dass jeder von ihnen gut gebraucht werden kann. Man muss nur abwarten: Alles zu seiner Zeit!
P. S. Am anderen Ende des Tisches stand ein neuer Computer und grinste vieldeutig.

Maria Gorlova
Hab Hoffnung mit jedem Tag Deines Lebens

Prolog

Hör zu: die kleine Gerda weinte laut,
Da den Weg nach Haus’ der Kay vergaß
und wohnt im Schloss, von Königin gebaut,
wo nur die Ewigkeit ist nun das Maß.
So trocknet Gerda ihre Tränen mutig:
Sie weiß, dass sie alleine gehen muss
Mit keinem bisschen Hilfe, was ist nötig? -
Wie findet man die Lösung? Jetzt ist Schluss!


Corona Virus droht an allen Ecken!
Wer hat nun bald die richtige Erleuchtung,
Um effektiven Impfstoff zu entdecken?
Sag mal: “Wie kann man immer ruhig bleiben,
Wenn täglich etwas Schlechtes kann passieren,
Das weiß ich leider nicht, doch eins ist klar:
Die Hoffnung darf man keinesfalls verlieren!
Die Pandemie klingt schrecklich, doch der Spruch
gilt dennoch hier „per aspera ad astra”:
die Sonne wieder scheinen wird,
die dunklen Schatten werden uns verlassen.
Du kennst die einzige Lösung,
wie wir uns besser schützen können:
Zu Hause müssen wir nun ruhig bleiben,
Geduldig sein und endlich uns erholen.
Wie Krieg und Stresstest ist das tödlich‘ Virus,
Doch ist  vorbei die Zeit der dunklen Nacht,
Danach, ich weiß, wir werden besser sein:
mitmenschlicher, belebter, aufgewacht.
…………………………………….
Das merk ich so, wie die beherzte Gerda:
die Leute sind gleichgültig wie der Kay,
doch niemals wird mein Herz so eiskalt werden.
Umarmung macht gefrorene Herzen frei!
 
Mit diesen Versen möchte ich umarmen
Sie und die Menschen in der ganzen Welt -
in Deutschland, China, in Türkei, Italien:
Sag «Was uns wichtig ist wird neu geschätzt!»

Tetiana Harkusha
Der Wolf und die Krähe

Die Krähe las ein kluges Buch
Und hat danach beschlossen
Sie sei Expertin mit dem edlen Ruf –
die Hilfe der Ratlosen.

Sie flog den Wald entlang ganz still
Durch Dämmerung des Morgens,
und wartete auf die Gestalt,
die kund tut Leid und Sorgen.

Der Wolf, er war ein simples Tier
Mit Beinen auf dem Boden.
Für Wölfin, Welpen und für sich
grub er sich eine Höhle.

Von oben sah die Krähe ihn
Und dachte, «Armes Wesen!
Wie quält er sich, läuft hin und her,
Als ob er sei besessen!»

Sie setzte sich dann auf den Ast
Und hat ihn angesprochen,
«So wie Du deine Höhle machst
wird sie schon bald zerbrochen!

Aus meinem Buch weiß ich Bescheid
(So komisch mag es klingen)
Wie einen Bau man richtig schafft.
Lass mich dir das beibringen! ...»

.Der Wolf verstand nach kurzer Zeit,
Er wird sie nie loswerden
Solange, dass er schweigend bleibt,
Er sagt', «Komm, lass uns reden!»

Die Krähe flog nach unten gleich,
Die Feindlichkeit nicht spürend.
Sah nicht des Wolfes Zähne bar
bemerkte nicht  sein Knurren.

Der Wolf biss ab mit einem Schlag
Den Kopf der dummen Krähe.
Still war es nun am frühen Tag,
Als wäre nichts geschehen.

***

Die Lehre der Geschichte ist
Ganz einfach zu verstehen:
Wenn Ratschläge Du geben willst,
Halt ein, und lass erst sehen,

Ob Deine Hilfe wird gebraucht
Ob Deine Meinung wird gefragt,
Wenn ja - hilf mal,
wenn nicht - hör auf!

Anna Tolokonova
Die Raupe und die Schmetterlinge

Langsam kroch die Raupe den Stiel der Blume entlang und beobachtete alles, was im Wald geschah. Alle Insekten flogen herum, und nur sie krabbelte mit ihren Freunden, die sich ständig beschwerten:
- Was für ein Pech! Wann werden wir endlich zu schönen Schmetterlingen, können schnell fliegen und schön mit den Flügeln wedeln?! Ich hasse meinen ungeschickten Körper so sehr! Und die kleine Raupe meinte das auch. Jedes Mal, wenn sie vor dem Spiegel stand, klagte sie: es ist so schwer, sich zu bewegen, wir sind so langsam, und unser Körper ist hässlich grün. Doch, ein Wunder! Zwei Tage später verwandelten sich alle Raupen bis auf eine in wunderschöne Schmetterlinge. Und mit der Zeit fingen sie an, die Freundin zu beleidigen:
- Du bist so hässlich, wie kannst du überhaupt in deinem Körper weiterleben? Ich weiß nicht, wie du dich damit abfindest, dass du nicht fliegen kannst! Nach  weiterem Spott kroch die Raupe weinend nach Hause. Sie dachte darüber nach, warum sie so hässlich war, und diejenige war, die sich nicht in einen Schmetterling verwandeln konnte, warum das Schicksal so grausam zu ihr war. Aber ihre Gedanken durchbrach ein Schrei. Sie kam herausgelaufen und sah einen riesigen Segler, der ihren Freundinnen nachjagte:

- Ach, was für schöne Schmetterlinge, jetzt fange ich sie alle und esse sie auf! – schrie der Segler. Die Schmetterlinge konnten diesmal gerade noch entkommen, aber sie waren erschrocken und dachten darüber nach, wie gut es wäre, jetzt noch eine Raupe zu sein. Und die kleine Raupe verstand, dass man sich selbst akzeptieren und lieben muss, egal was man ist. Und sogar eine scheinbar «hässliche» grüne Farbe und ein ungeschickter Körper können einen glücklich machen. Und fliegen kann man auch ohne Flügel, wenn man es nur wirklich will!

Tetiana Tetirko
 
Schulden können größer sein, als man denkt!

Der Bau des Hasen war überflutet, er wollte die Nacht nicht unter dem freien Himmel verbringen. So beschloss er, jemanden zu besuchen, um eine Nachtunterkunft zu bekommen. Der Hase begann alle Bekannten in seinem Kopf durchzugehen: Das Eichhörnchen lebte zu hoch, der Igel war stachelig und der Wohnsitz vom Dachs lag so weit weg, dass er zu müde sein würde, bis er dort wäre.
Überlegend wanderte der Hase durch den Wald, als er plötzlich einen perfekten Bau erblickte: einen gemütlichen, trockenen, hellen Raum, direkt vor seiner Nase. Er guckte hinein und fragte: „Lieber Wirt, darf ich bei Ihnen übernachten? Sehen Sie, mein Gehäuse ist wegen der Flut kaputtgegangen. Ich würde Sie nicht stören“. Eine mysteriöse Stimme sagte: „Was bekomme ich dafür?“ – „Keine Sorge, ich bleibe nichts schuldig.“ Der Hase kletterte hastig in das Loch. Der Fuchs, dem das Loch gehörte, packte sofort den Hasen und fraß ihn auf. Der arme Hase musste so seine Schuld bezahlen.
Fazit:
Es ist besser, eine Kruste zu kauen, als sich unversehens zu verschulden.

SKKP Sumy
Sofiia Bondarenko
Der polyglotte Hase

Es war einmal ein Hase und er war wahrlich polyglott: er konnte wie ein Bär brummen, wie eine Biene summen - er sprach alle Sprachen des Waldes.
Lange, lange saß der Hase in seiner Höhle mit Onlinekursen, Übersetzungen und Podcasts. Endlich beschloss er, im Wald spazieren zu gehen. Er ging durch den Wald und sah plötzlich einen Fuchs! Der Hase versteckte sich hinter einem Busch und sagte in Fuchssprache:
- Hallo, Fuchs! Wie geht‘s?
- Hallo, super. Wieso hast du so einen Akzent?
- Weil ich aus einem anderen Wald bin.
- Ach so. Und wieso ist dein Pelz so hell?
- Weil wir alle in meinem Wald so sind.
- Ach so. Und wieso sind deine Ohren so lang, dass sie aus dem Busch hervorragen? Der Hase wollte davonlaufen, aber der Fuchs zog ihn an den Ohren  und hatte den polyglotten Hasen durchschaut.
Egal wie viele Sprachen du beherrschst, bedeutet das nicht, dass du ein anderer Mensch werden kannst. Es gibt etwas, das dich unbedingt verrät: lange Ohren oder etwas anderes.

Omelchuk Viktoriia,
Winnyzja
Nette Worte wärmen nicht!

Seit jeher lebten Tiere im Wald.  Jedes Tier hatte sein eigenes Haus.  Aber einmal gab es einen heftigen Regenguss im Wald, der das Hasenhaus überflutete.  Als der Hase das sah, setzte er sich auf den Boden und weinte bitterlich.  Er wusste nicht, wohin er gehen sollte und was er tun sollte.
Da ging der Fuchs nach einer Weile am Hasen vorbei und fragte:
— Hase, warum weinst du?
— Der Regen überflutete mein Haus, und jetzt habe ich kein Zuhause.  Was soll ich jetzt tun?
Der Fuchs sagte, ohne nachzudenken:
— Keine Sorge, der Regen wird bald aufhören, die Sonne wird scheinen, dein Haus wird austrocknen und du wirst wieder darin leben können!
Der Hase dankte dem Fuchs für den Rat und ging weiter.  Aber der Hase wollte nun in sein gemütliches Haus gehen, doch der Regen strömte und strömte.  Der Hase setzte sich wieder und weinte bitterlich.
Nach einer Weile hörte der Wolf den weinenden Hasen, näherte sich ihm und fragte:
— Hase, warum weinst du?
— Der Regen überflutete mein Haus, und jetzt habe ich kein Zuhause.  Was soll ich jetzt tun?
Der Wolf dachte nach und sagte:
— Keine Sorge, du wirst ein neues Haus  bauen und es wird besser sein als dieses!
Der Hase dankte dem Wolf für den Rat, und der Wolf ging weiter.  Aber der Hase wollte kein neues Haus, er mochte sein Altes.  Der Hase setzte sich wieder und weinte bitterlich.
Nach einer Weile rannte ein Wildschwein am Hasen vorbei, sah ihn weinen und beschloss, stehenzubleiben und zu fragen:
— Hase, warum weinst du?
— Starker Regen überflutete mein Haus, und jetzt habe ich kein Zuhause.  Was soll ich jetzt tun?

Das Wildschwein wusste nicht, was es sagen sollte.  Es schaute auf das Fell des Hasen und sagte:
— Mach dir keine Sorgen, du hast ein warmes Fell.  Es wird dich wärmen und du wirst nicht im Regen frieren.
Der Hase dankte dem Wildschwein für den Rat und es ging weiter.  Aber dem Hasen  war kalt, und er sein Fell wärmte ihn nicht genug.  Der Hase setzte sich wieder und weinte bitterlich.
In der Nähe ging der Bär im Wald spazieren.  Er eilte nach Hause, aber als er den Hasen hörte, näherte er sich ihm und fragte:
— Hase, warum weinst du?
— Starker Regen überflutete mein Haus, und jetzt habe ich kein Zuhause.  Was soll ich jetzt tun? — sagte der Hase und zitterte vor Kälte.
— Steh auf, komm zu mir nach Hause, da du kein Haus mehr hast.
Der Hase hörte auf zu weinen, sah den Bären an, dachte ein wenig nach und stimmte zu.
Und so gingen Hase und Bär in die Höhle.  Dort war es warm, so dass sich die Tiere leicht aufwärmten.  Der Hase war nach einem so anstrengenden Tag müde und schlief schnell ein.  Am nächsten Morgen war das Wetter wieder gut und das Hasenhaus trocknete aus. Der Hase dankte dem Bären für seine Hilfe und kehrte nach Hause zurück.
Moral:
Es gibt oft schwierige Lebenssituationen, aus denen es auf den ersten Blick keinen Ausweg gibt.  In einem solchen Moment ist es wichtig, eine Person nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu unterstützen.
“Ein Löffel voll Tat, ist besser als ein Scheffel voll Rat.”

Jawad Khattab

Der nicht endende Krieg

Seit langen Zeiten unterdrückten weiße Katzen die schwarzen Mäuse. Die Diskriminierung gegen die Mäuse war massiv – neben Jagd und Verfolgung führten die Katzen auch eine heftige Propagandakampagne und stellten die Mäuse immer als minderwertig und unwürdig dar.

Eines Tages sprach der König der Mäuse zu seinem Volk: „Das Verhalten der Katzen habe ich schon längst satt! Wer gab ihnen das Recht, uns zu unterdrücken, unsere „Mitmäuse“ zu fressen und sie zu erniedrigen? Ich kann das nicht mehr ertragen! Ich erkläre der Katzenart den Krieg!“
Damals hatte er durchaus recht. Auch andere Tierarten waren über die furchtbare Lage der Mäuse empört und boten den Kleinen ihre Unterstützung. „der Krieg gegen Erniedrigung und Unterdrückung“ – so hat es damals geheißen.
Ganze 50 Jahre (die Tiere leben in unserer Fabel etwas länger) dauerte es, bis die Katzen endlich ihre Schuld einsahen, obwohl ihre Kräfte noch weit überlegen waren. Reparationen wurden ausgezahlt und Entschuldigungen ausgesprochen. Es schien keinen Sinn mehr zu ergeben, den Krieg fortzuführen.
Nichtsdestotrotz verkündete der König der Mäuse: „Die Katzen gaben auf! Es ist an der Zeit, die Offensive neu zu starten und uns würdig zu rächen!“. Sein alter und für seine Weisheit bekannter Berater wendete jedoch ein: „Der 50-jährige Konflikt ist doch schon vorbei! Sein Ziel war, die Diskriminierung gegen Mäuse zu stoppen! Dies haben wir erreicht!“ Der König hörte aber nicht zu: „Die Katzen haben nicht lange genug gelitten! Ihr Leiden ist nichts im Vergleich zu dem, was wir gelitten haben! Fressen wir mal ihre Kinder auf, zeigen wir Ihnen mal, wie das ist!“. „Geben Sie doch Ruhe in ihrer Seele! Wie viele Soldaten sollen noch in diesem Kampf sterben, wenn uns doch allen Frieden vorgeschlagen wird?“ – setzte der Berater fort, aber der König sagte dazu: „Sie sollen uns nicht herablassend behandeln! Zeigen wir ihnen die Stärke unserer Rasse! Und das ist mein endgültiger Beschluss.“

Als der König zur Friedensunterzeichnung nicht erschien und seine Armee am selben Tag das Königreich der Katzen überfiel, versetzte er alle Tierarten in Schock. Keiner hatte einen blassen Schimmer, warum er die Fortsetzung eines bereits gelösten Konflikts für nötig hielt. So standen diesmal keine anderen Tiere den Mäusen zur Seite – nicht mal die Hamster, Fische oder Vögel, die ihnen vor 50 Jahren als Erste unter die Arme griffen. Die Katzen wehrten sich effektiv gegen alle Angriffe und riefen nichtsdestotrotz die Mäuse zum Frieden auf. Der Mausekönig gab aber nicht nach, obwohl seine Armee immer schwächer und kleiner wurde. Als der rachgierige Machthaber in einer der Schlachten ums Leben kam, war sein letzter Wille und Auftrag an seinen Sohn, den Krieg unter keinem Vorwand zu stoppen und „um der Würde der Mäuse wegen zurückzuschlagen“.
Ohne große Veränderungen dauert der Konflikt bis heute an.
Fazit:
Versöhnung ist eine nicht zu unterschätzende Tat. Wer dazu nicht  fähig ist und immer weiter zur Rache neigt, versetzt sich auf Dauer in die Opferrolle. Wer jedoch aus dem Kreis der unwürdigen Bosheit ausbricht, wird für immer und ewig Unabhängigkeit und Würde erringen.

Anastasiia Korzhylova

 

Die gierige Biene

Es lebte einmal ein Schwarm von Bienen. Sie bestäubten gemeinsam die Blumen und sammelten den Honig, den sie alle zusammen in einem Bienenstock ablagerten. Die Bienen waren damit zufrieden und benutzten so viel von dem gemeinsamen Honig, wie sie für sich wirklich brauchten.
Aber eine Biene wollte nicht, dass jemand ihren Honig anrührte. Sie wünschte sich, dass alles, was sie sammelte, nur für sie selbst bleiben würde. Sie wollte auch nicht mit den älteren Bienen teilen, die nicht mehr in der Lage waren, genügend Honig selber zu sammeln. So fing die Biene an, das Gesammelte an einem dem Schwarm unbekannten Ort abzulagern, wo es von niemandem gesehen werden konnte. Bald gab es da einen riesigen Haufen von Honig, weil die Biene viel weniger aß als sammelte. Sie war sehr zufrieden und stolz auf sich. Doch eines Tages kehrte sie zu ihrem heimlichen Ort zurück, und vom Haufen war nichts geblieben - ein Bär hatte den Vorrat entdeckt und aufgefressen. So musste die Biene zu ihrem Schwarm zurückkehren. Nun arbeitete sie zusammen mit den anderen, während die älteren Bienen ihr Heim vor den Angriffen schützten.
Gemeinsam sind wir stärker als alleine. Aber in einer Gesellschaft zu leben heißt teilen zu lernen. Denn manchmal brauchen wir viel weniger, als wir haben.  

Iryna Natalukha

Der Wolf und der Esel

Es lebte ein Wolf, der immer gern schwadronierte, welchen Besitz er in diesem Wald hatte. Alle Bewohner dieses Waldes hatten Angst vor ihm und gehorchten ihm. Vor allen, die in diesen Wald kamen, prahlte er mit allem, was er hatte. Er wurde nicht als freundlicher Herrscher angesehen. Dieser Wolf wollte immer zeigen, dass er besser als andere war.  
Einmal geriet ein Esel, der wegen des harten und langen Weges wahnsinnig erschöpft war, in diesen Wald. Er hoffte wirklich, dass ihm hier jemand helfen würde. Sobald er dorthin kam, wo der Wolf lebte, bat er ihn um Wasser und Futter, da er völlig verhungert war. Der Wolf weigerte sich nicht nur, ihm zu helfen, sondern vertrieb ihn auch aus seinem Revier. Der Esel ging beleidigt weg und kam nie zurück.  
Nach jener Zeit vergingen viele Jahre. Alle Tiere, die dem Wolf gehorchten, verließen ihn allmählich auf der Suche nach einem fairen und freundlichen Leben. Dem Wolf war das egal, weil er immer noch alle seine Besitztümer hatte. Aber nachdem die Tiere gegangen waren, kümmerte sich niemand mehr um die Ordnung im Wald und seinen Wohlstand. Alles begann zu verfallen, und am Ende hatte auch der Wolf nichts mehr. Er hatte kein Essen und kein Wasser mehr.

Der Wolf wanderte in andere Wälder, um dort um Hilfe zu bitten, weil er überleben wollte. Unterwegs traf er einen Esel. Er verstand, dass es derselbe Esel war, dem er nicht helfen wollte. Er schämte sich und fühlte sich schuldig, weil er sich nun in derselben Situation befand, in der sich der Esel vor einigen Jahren aufhielt. Aber der Esel war nicht rachsüchtig und erklärte sich bereit, dem armen hungernden Wolf zu helfen und ihn zu beschützen.  
Die Kraft besteht darin, anderen helfen zu können. Das Gute macht nicht nur diejenigen besser, an die es gerichtet ist, sondern auch diejenigen, von denen es kommt. Die Fähigkeit, gutherzig zu sein, macht uns menschlich.

Anastasiia Latkovska,
SKKP Sumy

Ein leeres und ein beschriftetes Blatt Papier

Auf dem Tisch lagen ein leeres und ein beschriftetes Blatt Papier.
„Du bist ja schon zu nichts mehr nütze,“ sagte das leere Blatt.
„Unser Besitzer hat dich schon verdorben und du liegst jetzt hier so schmutzig und beschmiert und wartest, bis du im Müll landest. Ich bin aber so sauber, so rein und prachtvoll. Ich bin schön anzusehen. Nie wieder wirst du das Gefühl von Vollkommenheit haben. Dein Dasein bedeutet nichts mehr.
Und dann wurde die Tinte, die auf dem Tisch stand, auf das leere Blatt Papier vergossen. Das leere Blatt Papier rief:
— Mein Gott, nun bin ich schmutzig wie ein Ferkel. Und wie kann man dann mich benutzen und auf mir etwas schreiben?
— Glücklicherweise habe ich mich nicht beschmutzt, sagte das beschriftete Blatt Papier.
So konnte man das beschriftete Blatt noch benutzen. Später wurde das beschmierte Blatt Papier hinausgeworfen und das beschriftete Blatt Papier dachte: «Es war so selbstbewusst, und wo ist es jetzt? Man soll sich immer daran erinnern, dass im Leben oft etwas Unerwartetes geschehen kann.»

Anna Kartashova, Kateryna Datsenko
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Die Katze und der Vogel

Eine Katze war einmal sehr hungrig geworden und suchte etwas zum Frühstück. Im Garten bemerkte sie einen Vogel und dachte, dass der wunderschön zum Frühstück passt. Sie sprang auf den Baum und ergriff den Vogel.
- Lass mich frei. Ich könnte dir noch helfen, – rief der Vogel.
- Wie kannst du mir helfen, wenn du so klein und schwach bist, – dachte die Katze, ließ aber den Vogel frei.
Nach einigen Minuten erschien ein Hund, der die Katze jagte. Der Vogel schlug mit den Flügeln und lenkte die Aufmerksamkeit des Hundes auf sich, sodass der Hund anfing, den Vogel zu verfolgen, und die Katze konnte weglaufen.
Moral:
Auch der Starke braucht manchmal die Hilfe des Schwachen.

Anna Kartashova, Kateryna Datsenko, Anna Rud
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Zwei Tassen

Es waren einmal zwei Tassen: eine alte und eine neue. Eines Tages brach der Griff der alten Tasse ab und der Besitzer stellte die Tasse zur Seite in den Schrank. Die schöne neue Tasse begann sich zu freuen, dass sie nun öfter benutzt werden würde, und war sehr stolz auf sich. Aber eines Tages brach der Griff der neuen Tasse auch ab und der Besitzer wollte sie nicht mehr benutzen, genau wie die alte. Da hat die neue Tasse verstanden, dass sie Unrecht hatte.
Moral:
Spotte nicht über die Trauer eines anderen, weil du auch in eine solche Situation geraten kannst.

Valeria Belova, Anna Yakovleva
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Der junge Hase und der Wolf

Es lebte einmal ein junger Hase. Ihm wurde immer von den Eltern gesagt, dass er vorsichtig sein sollte und verdächtigen Tieren nicht glauben sollte. Er hörte auf diese Belehrung und ließ sich nie mit verdächtigen Tieren ein.  Dabei war der Hase aber nicht nur gehorsam, sondern auch naiv.
Einmal ging er durch den Wald spazieren und sah einen Wolf, dessen Pfote in einem Fangeisen steckte, sodass er sich nicht rühren konnte.  Der Wolf bemerkte den Hasen und sagte: «Mensch, hilf mir bitte. Siehst du? Ich stecke hier schon fest seit dem Morgen». Der Hase hatte mit ihm Mitleid und dachte nach: «Er sieht nicht verdächtig aus, sondern traurig und unglücklich. Vielleicht sollte ich ihm helfen?» Und er drückte auf eine Klemme und ließ den Wolf frei. Der war sehr froh, wieder frei zu sein. Und dann merkte der Wolf, dass er seit dem Morgen nichts zu fressen hatte und jetzt einen Wolfshunger hatte. Er packte den Hasen und fraß ihn.
Moral:
Man sollte nie außer Acht lassen, mit wem man sich einlässt und welche Folgen das haben kann.

Kateryna Datsenko
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Der Hahn und der Wolf

Es lebte einmal ein Wolf, der es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, jeden Tag ein Huhn aus der Scheune zu stehlen.
Die Hühner beklagten sich beim Hahn, dass jeden Tag ein Huhn verschwinden würde, und dass sie sich um ihr Leben Sorgen machten. Da ist der Hahn wütend geworden und hat den Wolf zu einem Gespräch eingeladen. “Wer sind die denn?”, dachte der Wolf.” ”Kleine talentlose Geschöpfe, die nichts in diesem Leben  können, als nach Körnern auf dem Boden picken. Ich kann sie alle auf einen Streich vernichten. Was für eine Gefahr können sie für mich sein? Ich gehe nicht zum Hahn.” Der Hahn ist noch wütender geworden und beschloss, dem Wolf einen Denkzettel zu verpassen. Das nächste Mal, als der Wolf zu der Scheune kam, liefen die Hühner auf dem Hof zusammen und fielen gemeinsam über den Wolf her, sodass er mit zerrissenem Schwanz gerade noch fliehen konnte.
Moral:
Wie schwach wir auch sein mögen, sind wir zusammen brauchen wir selbst vor dem fürchterlichsten Tier keine Angst zu haben.

Anna Kartashova
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Der Hase und der Wolf

Einmal ging der Hase durch den Wald und traf einen Wolf. Der Wolf sagte ihm: «Helfen Sie mir, einen Schatz ausgraben, ich werde ihn mit Ihnen teilen.»  Der Hase spürte nichts Böses und stimmte zu.  Der Wolf führte ihn durch einen dichten Wald.  Endlich kamen sie zu einer Grube.  Der Wolf sagte: „Hier muss man nach dem Schatz graben!» und gab dem Hasen einen Spaten.  Als der Hase zu graben begann, griff der Wolf ihn an und wollte fressen.  Aber der Hase konnte noch ausreißen und entfliehen.
Moral:
Man muss den bösen Menschen nicht vertrauen, auch wenn sie Reichtum versprechen!

Valerie Blazhko
Charkiw, Nationale Karasin-Universität

Grafik: Anastasiia Petrova, Grafikerin. wohnhaft in Odessa

Mit Unterstützung des Goethe-Instituts