1995 wurde das Nürnberger Haus im Rahmen der Städtepartnerschaft zwischen Charkiw und Nürnberg vom Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg gegründet. Es sollte eine interkulturelle Begegnungsstätte werden für alle, die sich in Nürnberg für Charkiw interessieren und in Charkiw für Nürnberg interessieren, aber auch Sprach- und Kulturzentrum sein. Der Nürnberger Verein fand im Club der Freunde Nürnbergs in Charkiw den Partner, mit dem die Einrichtung und Ausstattung des Zentrums auf die Beine gestellt werden konnte. Eine sehr wichtige, kontinuierliche Unterstützung leisteten der langjährige Vereinsvorsitzende Dr. Bernd Rödl und seine Kanzlei. Aber auch die Stadtverwaltungen von Charkiw und Nürnberg förderten das Nürnberger Haus. Zum Direktor wurde Anatoliy Mozgovyy ernannt, was entscheidend zum Erfolg der Einrichtung beitrug. Fast 25 Jahre lang, bis zu seinem viel zu frühen Tod prägte er ihre Entwicklung und sorgte für das große Ansehen, dessen sich das Nürnberger Haus heute erfreut.
Seit 1997 arbeitet das Nürnberger Haus eng mit dem Goethe-Institut zusammen. 2000 wurde es Sprachlernzentrum des Goethe-Instituts und seitdem mehrfach akkreditiert. Ebenfalls betreut es seit 2000 das Goethe-Lehrmittelzentrum für Charkiwer Deutschlehrkräfte. Zum Programm gehören ca. 45 Deutschkurse jährlich, Goethe-Prüfungen, die von den Nürnberger Haus Lehrkräften abgenommen werden, und Fortbildungen.
Von Anfang an bot das Nürnberger Haus Information und Beratung an sowie Workshops und Seminare zu Deutschland und zu interkulturellen Fragen. Die rege genutzte Bücherei mit aktuellen Zeitschriften und Fachliteratur ist fester Bestandteil dieses Angebots. Ab 1997 wurden immer wieder mit dem Partnerschaftsverein Schüler- und Jugendbegegnungen organisiert. Ab 2009 waren sie jeweils verbunden mit Workshops zu aktuellen Themen.
Von Anfang an fanden Ausstellungen junger Charkiwer Künstler und Kulturveranstaltungen im Rahmen der Städtepartnerschaft statt. Seit 2004 erhält das Nürnberger Haus auch als Kulturzentrum eine regelmäßige Förderung vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland für Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Lesungen und Filme, die ein modernes Deutschlandbild vermitteln.
Das Nürnberger Haus finanziert sich auf der Grundlage seiner Sprachkurse sowie Spenden und Drittmitteln, die für Projekte eingeworben werden.
Serhij Zhadan
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Unsere Vorstellung von Städten und Ländern, der Blickwinkel und die Einstellungen, mit denen wir die Toponymik und die Geographie betrachten, beruhen größtenteils auf Stereotypen und Klischees. Touristenrouten dringen nicht ein in das Wesen der Dinge und Erscheinungen. Im allgemeinen interessieren sich Touristen nur wenig für die tatsächlichen Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung. Ihr Interesse in fremden Ländern gilt weniger den Bewohnern, als den Denkmälern von historischen Größen und politischen Führern.